Chronik & Wappen

Bis zum 18. Jahrhundert

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 927 und steht in Zusammenhang mit dem Salzburger Erzbischof Adalbert II. Die „Edlen von Tann“ sind um 1060 urkundlich nachweisbar und in weiteren Urkunden werden in den Jahren 1100–1200 u. a. ein Reimbert von Tann, ein Reginbrecht von Tann sowie ein Hartmann von Tann erwähnt. Nach dem Aussterben des Tanner Edelgeschlechtes um 1200 gingen das Schloss und die Herrschaft über Tann an die Grafen von Leonberg über. Nach deren Aussterben erbten vorerst 1319 die Grafen von Hals die Besitztümer. Einhergehend mit Erbstreitigkeiten gelangten schließlich 1379 die Liegenschaften an die Grafen von Ortenburg. Im Jahre 1386 wurde Tann vom Herzogtum Bayern gekauft und bereits 1389 wurden die Marktrechte verliehen. Im Jahr 1481 erhielt Tann das Recht zur Abhaltung von Märkten. Der Martinimarkt, der heute noch abgehalten wird, geht auf dieses Jahr zurück. In anderen Quellen wird angenommen, dass bereits um 1230 durch Herzog Ludwig dem I. das Recht verliehen wurde, öffentliche Märkte abzuhalten.
In der Zeit um 1300 entstanden die ersten Woll- und Leinwebereien, die in den folgenden Jahrhunderten mit ihren Qualitätsprodukten in den europäischen Handelszentren namhaft wurden. Besonders der Handel von Segeltuch führte die Tanner Leinweber und Tuchmacher in die Seehäfen von Triest, Venedig, Genua und Amsterdam. Aber auch qualvolle Zeiten mit Pestepidemien, dem Dreißigjährigen Krieg und den Erbfolgekriegen des 18. Jahrhunderts musste der Ort durchleiden. So war um 1743 Tann von den Panduren besetzt. Den Tuchmachern jedoch brachte die Anfertigung roter Stoffe für deren Uniformen gute Einnahmen.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert erfolgte dann der Niedergang der Tanner Tuchmacher. Gefangen in ihrem erstarrten Standesdünkel waren sie weder in der Lage, sich den sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu stellen, noch die aufkommende Technisierung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Zu dieser Entwicklung trug auch die Abtrennung des Innviertels von Bayern und die Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 bei. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die jährliche Wallfahrt zum „Herrgott von Tann“, die in den folgenden 200 Jahren auch wirtschaftliche Bedeutung für den Ort erlangte. Deswegen wurde trotz der zunehmenden Säkularisierung im Mai 1799 mit dem Neubau der jetzigen Kirche ohne Genehmigung der Regierung begonnen. Sie wurde schließlich am 13. Mai 1805 vom Salzburger Erzbischof eingeweiht.

Dennoch wurde Tann relativ spät, erst 1849, eine selbstständige Pfarrei. Bis dahin war es eine Filiale von Zimmern. Bei einem Großbrand am 17. November 1885 wurde ein Teil des Ortes, vor allem in Richtung Schildthurn, zerstört.

20. Jahrhundert

Obwohl der Zweite Weltkrieg für Tann am späten Nachmittag des 1. Mai 1945 mit dem Einmarsch der US-Armee ohne jegliche Kampfhandlung endete, waren diese Tage und die Folgezeit eine besondere Herausforderung für den Ort. Vor der Roten Armee flüchtend, hatten bereits wenige Tage zuvor mehr als 50.000 Ungarn (Zivilisten und Militär) Tann mit der Absicht erreicht, sich den US-Amerikanern zu ergeben. In einem formellen Zeremoniell am Marktplatz nahm US-Generalmajor Millikin (John Millikin, 1888–1970) von Ex-Ministerpräsident Ferenc Szálasi und dem Oberkommandierenden der Ungarischen Streitkräfte Károly Beregfy die Kapitulation entgegen.[3] Für die gesamte Besatzungszeit wurde in Tann das Hauptquartier der 13. US-Army-Panzerdivision eingerichtet, und auf dem Gebiet der heutigen Mitterfeldstraße entstand umgehend ein großes Gefangenenlager. Hier wurden in etwa 20.000 Kriegsgefangene, meist ehemalige Wehrmachtsangehörige, durchgeschleust oder ins Zivilleben entlassen. Mit der Eingliederung vieler Heimatvertriebener wuchs nach 1945 eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. So folgte der Bau der Dreieinigkeitskirche in den Jahren 1958 und 1959 nach Plänen des Architekten Hanns Egon Wörlen aus Passau.

21. Jahrhundert

Entgegen den Plänen der Gemeinde, das Grainerbräu-Gebäude teilweise als Verwaltungsräume zu nutzen, wurde das Vorhaben am 10. April 2011 mittels Bürgerentscheid mit 62 % der Stimmen abgelehnt. Auf den Weg gebracht wurde das Bürgerbegehren von der zu diesem Anlass gegründeten Bürgerinitiative „Wir für Tann“(WfT). Ein von der Gemeinde am Tage der Bundestagswahl 2013 angesetztes Ratsbegehren hob jedoch mit 56 % der Stimmen den Beschluss des Bürgerbegehrens wieder auf. Als weitere Folge dieser Diskussion zog „Wir für Tann“ mit 4 Sitzen bei der Kommunalwahl 2014 in den Marktgemeinderat ein.

Nach anhaltenden Regenfällen wurde der Ortskern von Tann am 1. Juni 2016 unter Wasser gesetzt, wodurch etliche Straßen unpassierbar waren.[4]

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das Gemeindegebiet, das bis dahin nur den jetzigen Ortskern umfasst hatte, am 1. Januar 1972 wesentlich vergrößert. Ortsnahe Flächen der vormaligen Gemeinden Randling und Schildthurn wurden mit einbezogen, und zusammen mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Walburgskirchen sowie Zimmern und Teilen der aufgelösten Gemeinde Rogglfing wurde die heutige Gemeinde gebildet.[5] Mit der Gemeinde Reut ging man eine Verwaltungsgemeinschaft ein. Am 1. Januar 1980 wurde jeweils ein Gebiet der Gemeinden Reut und Zeilarn mit jeweils etwas weniger als 100 Einwohnern in den Markt Tann integriert.[6]

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1988 und 2022 wuchs der Markt von 3.269 auf 4.236 um 967 Einwohner bzw. um 29,6 %.

(Quelle: Markt Tann)

Wappen Tann

Blasonierung: „In Rot auf grünem Dreiberg eine grüne Tanne, begleitet rechts von einer stehenden blauen, links von einer stehenden silbernen Raute.

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